Ich hatte vor einigen Wochen einen Traum. Es war kein sehr schöner Traum, weil ich in dem Traum eine Uhr sah, die viel zu schnell lief. Eine Minute dauerte nur wenige Sekunden. Nachdem ich aufgewacht war, hab ich versucht es zu deuten.
Komisch. Ich hatte sowieso in den letzten Jahren mehr das Gefühl, das die Zeit nur noch rennt… kaum war der Sommer da, war er schon wieder zu Ende. Doch das ist im Moment irgendwie anders. Wir haben jetzt doch erst gerade Mitte Juni, und es kommt mir so vor als ob der ganze Sommer noch vor uns liegt – und doch so viel erlebt… bin deutlich mehr geflogen als die letzten Jahre um diese Zeit, war in Riesa, fange langsam mal an wieder etwas mehr Positives im Leben zu sehen. Das hat auch verschiedenen Gründe.
Mit einem Gefühl wie diesen Sonntag würde ich gerne öfters aus einem Wochenende kommen. Ich hatte bisher noch gar nicht so richtig die Zeit und die Lust, das alles zu sammeln, aber versuche es nun mal.
Freitag war ich aufm Ruhrflair in Schwerte, bei Tony Gorilla und den Fitches. Habe nach Langem auch mal wieder Svenja getroffen, die letztes Jahr leider psychisch auch ziemlich gelitten hat. Ihr gehts aber wieder deutlich besser, und sie sieht auch wieder fit und gesund aus, so wie man sie halt kennt.

Dieser Kollege hier aus dem Film “Bang Boom Bang”, hat das ganze dann noch moderiert: Willy Tomczyk
Wo kommt der Geldschrank her?

Von Freitag auf Samstag dann am Flugplatz übernachtet, und Mittags weiter Einweisung mit der Turbo Savage geflogen… diesmal nur ein “Überprüfungsstart”, und Thomas meinte “Ja Max, willste alleine?” … und ich “Na klar!”. Wetter fürs Segelfliegen war dieses Wochenende sowieso nicht so wirklich.
Mein größtes Problem bei dem Flieger war dabei bei den Einweisungsflügen immer das Ground Handling: Durch das Spornrad hinten muss man dem Flieger ständig klar machen, wo man genau hin will. Das klappt dann mit ein bisschen Übung auch richtig gut…aber die Übung fehlte mir zu Anfang.
Seit diesem Wochenende ist klar: Die Turbo Savage Cruiser von ZLIN Aviation hat’s mir irgendwie voll angetan… ein echtes Buschflugzeug! Sie ist der Nachbau einer Piper PA-18, hat dicke Reifen, macht gemütlichen Langsamflug, STOL-Eigenschaften (50m Startstrecke und Einsitzig reicht aus), Rotax 914 F mit 115 PS Leistung, Holz-Zweiblatt-Propeller… seit diesem Wochenende hab ich mich auf die Karre absolut eingeschossen – das ist echt “mein” Motorflieger!





Heißes Teil! Nach drei Alleinflügen am Samstag erstmal eingepackt und noch was anderes gemacht… aber dazu komm’ ich später in einem anderen Beitrag – jetzt gehts erstmal nur um die Erlebnisse mit der Savage!

Sonntag ging’s dann weiter. Hab sie mir trotz durchwachsenem Wetter aus der Halle geholt, gecheckt und mal ne kleine Tour gemacht: Eine Landung auf der Rheinermark, Piste 25, dann ab nach Hengsen, die Post aus meiner alten Tätigkeit, die sich wieder so angesammelt hatte rüberfliegen. Natürlich wurde ich da etwas doof angeguckt, aber das wundert mich auch nicht mehr. Hat Spaß gemacht! Danach noch eine größere Runde, einmal bis zum Hegenscheid und Werdohl, dann nach Schwerte-Westhofen und zurück.
Nach der Landung war Maggi am Platz. Er Fragte mich, nachdem er sah das ich mit der Savage rumfliege, ob wir nicht nach Bergneustadt zum Flugplatzfest fliegen sollten, ca. 50km Luftlinie. Ich war von der Idee schon sehr angetan, zumal ich das schon nen Tag vorher wusste aber mich nicht so recht traute. Dann doch den entschluss gefasst: Jau, lass uns das machen!
Gesagt getan: 20 Liter Sprit getankt, AIP-Anflugkarte und ICAO-Karte geholt, nochmal Wetter gecheckt… es sah jetzt nicht soo gut aus, aber fliegbar. Maggi musste noch seine Frau davon überzeugen, die da nicht so begeistert drüber war. Und naja, er merkte auch meine Anspannung etwas.
Was solls, um 15 Uhr local sagte ich: Komm, wir hocken uns jetzt rein. Können ja immernoch umkehren. Wir dann rein, gestartet bei leichten Nieselregen… und hui, ab nach Bergneustadt. Wolkenuntergrenze bei 3000ft war natürlich nicht so toll, man sah kaum was, ab und zu nen leichter Schauer… und dann doch gefunden. Ich melde mich da, an, jau Piste 22, alles klar. Piddy hatte mich schon vorgewarnt: Pass auf, der Flugplatz hat nen üblen Knick in der Mitte, erst abfallendes, dann stark ansteigendes Gelände… bin da vorher noch nie gelandet, und hab ich dann auch gesehen, aber da war’s schon zu spät, wir waren im Endteil, Piste 22… Anflug über die Autobahn A45, Klappenstellung 1, etwas Schleppgas über den Bäumen, dann Gas raus, ausschweben lassen, aufgesetzt, *hoppla* sie sprang nochmal kurz weg, dann wieder aufgesetzt, Flugzeug in der Bahn gehalten: Alles gut!
Mir wurde dann erst beim Rollen zur Parkposition klar, das ich bei der Landung um 15:33 local, Bergneustadt / Auf dem Dümpel, locker 400 Zuschauer hatte, die da auf dem Flugplatzfest mit Kunstflugstaffeln und Flugshows das Treiben beobachteten! (auf den Fotos bei dem Zeitungsartikel sieht man sogar die weiße Savage einige male im Hintergrund stehen ;))

Oben: Maggi und ich, kurz vorm Rückflug
Unten: Naaa, wo ist sie Savage? ;-D


Vor Ort erstmal eine Cola getrunken und nen Süppchen geschaufelt… lecker! Da waren auch noch Thomas, Jörg und Marcel mit dem Auto, Marco und seine Freundin waren vorher mit der “echten” Piper PA-18 hingeflogen.
War aber – muss ich gestehen – ziemlich aufgeregt: Erster Streckenflug mit der Karre, unbeständiges Wetter, hoffen das alles klappt und man keinen Fehler macht vor all den Leuten und den Kunstflugpiloten usw… aber irgendwie auch mega cool! Nach zwei Flugshows, u.a. von den Red Devils ging es dann um 16:40 local wieder zurück: Das Regenradar sagte nichts Gutes. Schnell die Savage aus der Parkposition gezogen, rein, Startcheck, Motor sprang sofort an… mussten dann noch warten bis die Kunstflugstaffel gelandet war. Dann über die Piste gerollt, kurz Magnetcheck gemacht: Alles klar, “Delta Mike Romeo Mike Kilo geht in die Bahn und startet”… reingedreht, Vollgas, abgehoben…
Der nachfolgende Flug war ein wirklich einschneidendes, endlos geiles Erlebnis mit ein bisschen Nervenkitzel. Fotos gibts natürlich keine, denn da hat man besseres zu tun. Sind dann erstmal in nen etwas dickeren Schauer geflogen… hab mich bei Bergneustadt abgemeldet und die wünschten uns einen guten Heimflug und bedankten sich für den Besuch.
Marco war kurz hinter uns gestartet, er nach Osten, wir nach Westen, versucht den Schauer zu umfliegen. Naja Maggi und mir war das nicht so ganz geheuer, aber zum Glück waren wir dann recht schnell wieder raus. Bei schlechter Sicht (weniger als 10km) ging es dann schnell Richtung Norden – immer mit dem schlechten Gefühl, dass die nächste dunkle Wolke auch ein Gewitter oder Hagel sein könnte (was gar nicht soo abwägig war – Marcel erzählt, 10min nachdem wir gestartet waren hätte es wirklich auf dem Dümpel gehagelt… ich wills lieber gar nicht wissen).
Marco holte uns dann mit der Piper ein und wir haben ein wenig Formationsflug gemacht – war auch mal sehr interessant. Östlich von Altena-Hegenscheid wurde es dann nochmal richtig interessant: Tiefhängende Wolken, direkt vor uns. Drüberfliegen: Nicht möglich! Drunter herfliegen die einzige Option… dann runter auf 1300ft, durch Täler und an Bergkuppen vorbei, unter uns kam langsam Iserlohn zum vorschein… ich wusste trotzdem nicht genau wo ich war… keine Müllverbrennung, kein Seilersee…okay, es war dann doch schon Hemer. Weiter westlich sah das Wetter noch schlimmer aus. Wirklich schlechte Sicht. Flugplatz Sümmern wurde langsam erkennbar… jetzt wusste ich wieder genau wo wir sind… die Piper war inzwischen auch im Landeanflug… wir dann schön in den Queranflug, Endanflug… aufgesetzt… wir haben’s geschafft! Maggi sagte noch “Super Landung”… 😀 ich war nur erleichtert.
Piper und Savage wieder wohlbehalten am Heimatflugplatz! (Hier sieht man auch sehr schön die Ähnlichkeiten!)
Das war wirklich ein Abenteuer: Maggi und ich überglücklich und richtig zufrieden. Fazit: Ich kann auch mal brenzligere Siutationen meistern. Ich kann auch mal richtige Entscheidungen treffen. Kurzum: Ich kann fliegen! Und das Bier nach dem Einräumen und Waschen der Savage schmeckte vorzüglich…
Wow – Was für ein Wochenende!!