Eine superschöne Streckenflugwoche mit insgesamt 5 Streckenflügen zwischen 140 und 360km in Folge bei 20 Stunden Flugzeit liegt hinter mir: Die L’airwoche 2018, veranstaltet vom FC Kamenz wovon, ich hier auf jeden Fall berichten muss!
Am 18.08. ging es für mich früh morgens gegen 9 Uhr los nach Kamenz. Die Libelle hatte ich schon direkt am Freitag nach der Arbeit geholt und über Nacht mit nach Hause geholt. Die Fahrt ging erstaunlicherweise ziemlich schnell und gut voran, so dass ich gegen 15:30 Uhr hier in Kamenz aufschlug. Dann Flieger abgestellt, Zelt aufgebaut und die Leute begrüßt, von denen ich einige bereits vom Wettbewerb in Riesa kannte.
2015 beim ersten Jahr Riesa
Der erste Tag (19.08.) war direkt ein guter Einstieg mit 207km und 4 Stunden Flugzeit. Man fliegt bei der L’airwoche in Teams, wobei der Trainer und ein bis zwei Trainees zusammen im Team fliegen. Teamfliegen heißt: Nah beieinander, man spricht viel und versucht, Entscheidungen möglichst begründet zu fällen und abzustimmen. Meine Teampartnerin war die Manu mit einer DG100 und Trainer der Flori mit einer LS-1d. Bis auf einen Tag haben wir immer Aufgaben bekommen und sind diese dann auch geflogen soweit es ging. Bei diesem Flug ging es in erster Linie darum, das Teamfliegen zu üben und tragende Linien zu fliegen. Dabei habe ich gelernt, das es wichtig ist, die Runderausschläge auch im Geradeausflug zu minimieren und dadurch weniger Widerstand zu erzeugen. Man versucht, zwischen Wolken und auch bei kleinen Wolkenstraßen tragende Linien zu finden, indem man immer nur ganz leichte Runderausschläge in die Richtungen macht, wo man merkt das es leicht drückt, also wenn sich z.B. die linke Fläche hebt, leicht nach Links zu steuern, teilweise auch nur mit Seitenruder. Man schlängelt bzw. “schwabbelt”, wie hier gesagt wird, sich somit an den Wolken entlang. Auch mein Thermikfliegen wurde hierbei vom Flori genauer unter die Lupe genommen. Ich kreise wohl oft zu flach, mit einer 45° Querneigung bei 80-85 km/h steigt die Libelle viel besser als wenn ich es flacher und schneller mache. Ein guter Einwand, den mir so bisher keiner gesagt hat.
Am zweiten Tag hatten wir eine Ziel-Rückkehr-AAT mit 1:30, weil das Wetter hier etwas schlechter wurde. Hat aber mega-viel Spaß gemacht, auch weil wir teilweise mit 150 km/h durch die Wolkenstraßen geschossen sind, was echt mega viel Spaß gemacht hat. Was ich hierbeit gelernt habe ist, das man bei stärkerem Wind und entsprechenden Wolkenstraßen wirklich Gas geben kann und nur noch unter den Wolken “herschwabbelt” ohne viel zu kurbeln.
Der dritte Tag war vom Wetter her zwar noch fliegbar, es löste sich aber nach Norden hin auf. Typische Warmluftsituation. Dadurch haben wir unsere eigentliche Aufgabe abbrechen müssen, auch weil Manu einmal tief war. Nachdem sie sich wieder bei Spremberg ausgegraben hatte, sind wir bei etwas tieferen Höhen zwischen 1000 bis 1500m dann von Spremberg zum Kraftwerk Schwarze Pumpe und danach nochmal zum Kraftwerk Boxberg geflogen. Hierbei bin ich das erste mal Kraftwerksthermik geflogen. Diese ist meistens sehr eng aber auch sehr stark, kommt aber oftmals pulsierend vor, da Kraftwerke in der Regel nicht immer bei voller Leistung fahren und immer Leistungshochs und Leistungstiefs haben. Das Kraftwerk Boxberg wollte dann auch nicht so richtig, aber die Wolke südlich vom Kraftwerk über dem See brachte dann wieder Höhe. Sind dann aber zurück nach Kamens und gelandet, obwohl die anderen Teams noch zwei Stunden länger unterwegs waren.

Super Optik auf dem Weg zur zweiten Wende (im Hintergrund die Cargo Lifter Halle, heute “Tropical Island” südlich von Berlin)
Tag 4 war dann wieder ein schönes Dreieck Richtung Nordenwest, dann nach Nordost (Cottbus) und wieder zurück. Hierbei habe ich gelernt, das man locker mal aus 1800m 30km durch ein blaues Loch (also ein thermisch sehr schlechtes Gebiet, in diesem Fall der Spreewald bei Lübbenau) durchgleiten kann, um dann an einer markanten Wolke in nur noch 700m Höhe anzukommen und dort dann 3 Meter wieder auf knapp 2000 zu kurbeln. Das war übrigens in der Nähe von Lieberose, wo ich 2015 beim ersten Jahr Riesa aussengelandet bin ;-). Hierbei hab ich sogar die Libelle so steil gekurbelt, das ich selbst meinen Trainer überstiegen hab, der sich dann doch sehr über den Lernerfolg gefreut hatte 🙂 Dann ging es wieder zurück, auch weil der Flori ein Verspannunsproblem hatte und dann vorzeitig in Kamenz gelandet ist. Manu und ich sind dann noch oben geblieben und haben die 300km noch voll gemacht, allerdings wollte ich dann auch nicht mehr so weit vom Platz weg, u.a. auch weil ich Pinkeln musste und meine Motivation nach so einem schönen Flug auch nicht mehr so ganz da war (man ist ja dann eigentlich am Ziel angekommen und fliegt dann nicht nochmal los…). Das Pinkel-Problem, welches man ja durchaus in den Griff bekommen kann, werde ich dann wohl mal mit Plastiktüten in den kommenden Wochen mal in der Badewanne ausprobieren. Denn ich denke, es ist auch wichtig, das man das im Griff hat und somit sich nicht den Flugspaß durch Harndrang verdirbt. Auf ausreichenden Flüssigkeitshaushalt habe ich in dieser Woche auch besonders geachtet, so dass man auch vor dem Flug bereits möglichst viel trinkt. Stichwort: Urin-Check, oder Wasserhaushalt-Check ;-)…
Der 5. und letzte Flugtag war eigentlich der Beste. Diesmal haben wir uns mit dem Online-Tool proSoar (übrigens einer von mehreren richtig geilen Links die ich hier kennengelernt habe!) eine eigene Strecke überlegt, die ähnlich der gestrigen war. Die uns selbst gestellte Aufgabe war 250km (Kamenz – Reinsdorf – Cottbus – Kamenz), wobei wir letztendlich fast 360km mit Verlängerung über Polen geflogen sind.
Hierbei haben Manu und ich versucht, unsere Strecke anfangs auf eigene Entscheidungen zu fliegen. Das klappte auch gut, aber wir hatten dann doch einen Zickzack-Kurs drauf, wie man dem Log entnehmen kann. Wir haben versucht, immer mit130km/h vorzufliegen und kein Steigen unter 2,5m/s anzunehmen, sondern sonstiges Steigen nur mitzunehmen. Auf der Hälfte der Strecke hat dann Flori wieder eher die Führung übernommen, da wir mit unseren Entscheidungen doch etwas länger brauchten und auch zu langsam waren, was aber auch gut war, denn es strengt schon sehr an. Wir sind dann noch hinter Cottbus weiter in den polnischen Luftraum geflogen. Vor allem der letzte Schenkel war dann wieder viel Schwabbeln aber auch gute Bärte dann kurbeln. Sind mit guter Höhe immer so um die 2000m dann heimgeglitten.
Richtig spannend war dann noch das Ende: Da eine Gewitterfront reinzog, flogen wir zielstrebig in eine graue Wand aus Wolken. Kamenz Info meldete auf Anfrage bereits Schauer über Dresden, was schon nicht gerade weit weg war. Je näher wir kamen, desto dunkler wurde es. Man merkte auch an der Hektik der anderen Flieger, das es langsam Ernst wurde. Sind dann relativ zügig gelandet. Habe dann mit dem Auto den Flieger zurückgezogen und fuhr nochmal los, um Wasser zum waschen zu holen. Dachte es wäre noch Zeit. Man merkte dann aber den deutlich auffrischenden Wind… als wir dann die Flieger neben meinem Anhänger einräumten, fegten bereits zwei heftige Böenwalzen über den Platz. Der vorher frisch gepflügte Acker vor dem Flugplatz entfachte eine riesige Staubfahne. Die Libelle begann sich schon in den Wind zu drehen, aber der Jan hielt sie fest. Da hatte ich echt Angst. Hastig haben wir dann die Flieger Rechts und Links von meinem abgerüstet, dann die Libelle vorgezogen. Das Höhenruder hinten draufgelegt, wurde aber durch eine weitere Böhenwalze runtergeweht. Zum Glück ohne Schacen. Es fing an, dicke Tropfen zu regnen. Wenige Minuten später konnte ich die Libelle eigentlich als letztes Flugzeug zum Glück unversehrt, aber dreckig und mit einer Staubschicht benetzt, in den Anhänger schieben. War mega durchgeschwitzt und danach erstmal fertig, aber froh das sie erstmal in Sicherheit war.
Tja, das war dann auch das Ende der L’airwoche – die nächsten zwei Tage bis jetzt, wo ich diesen Text noch in Kamenz schreibe, stand dann mehr Theorie, Flugzeugpflege und fachsimpeln auf dem Programm.
Die Theorie war allerdings auch sehr Hilfreich und Interessant. Hierbei ging es um die Themen Wettervorhersage und Planung, Fliegen in Afrika, Wettbewerbe, Wellenflug, Thermik finden, Open Glider Network und Aussenlandung. Vor allem aus dem Bereich Wettervorhersage konnte ich viele hilfreiche Links mitnehmen, die ich mir erstmal gebookmarked habe, so dass ich in Zukunft auch mehr auf Druckkarten, Feuchtigkeit, Wind und Sonneneinstrahlung achten werde.
Gefachsimpelt und erzählt wurde auch viel über Wellenflug in Frankreich, was wirklich sehr interessant ist. Gestern habe ich auch noch zur freunde einiger eine sehr geile Browser-Software gefunden, die Flightlogs in 3D und sogar mit entsprechendem Flugzeugmodell abspielen kann: soaringlab.eu (läuft bei mir allerdings nur im Chromium). Ideal zur Analyse und Auswertung von Fluglogs, was, wie ich hier ebenso auch gelernt habe, sehr wichtig ist, sich mental nochmal in Flüge von einem selbst oder auch von anderen hineinzuversetzen
Mein Fazit zur L’airwoche: MEGA GEIL, gerne nochmal und ich hab jetzt richtig Bock, Streckenflug zu intensivieren und mich selbst zu verbessern. Schade, das die Saison dieses Jahr nicht mehr allzulange andauert. Aber im Winter kann man ja nochmal ein wenig mentaler an die Sache rangehen :-). Und morgen gehts ersmal zurück zu meinem Schatz, das ist ja auch sehr wichtig <3 …



























































































